Schuljungenreport - Loverboys Classics 29 by Jake Hunter

Autor:Jake Hunter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmünder
veröffentlicht: 2016-11-15T00:00:00+00:00

Kunstunterricht

Für den Kunstunterricht musste ich immer das absurdeste Zeug machen, es half aber nichts, denn auch da bekam ich eine Note. Ich war keine wirkliche Leuchte in den anderen Fächern, aber mit Abstand am schlechtesten war ich in Kunst. Ich konnte einfach keinen geraden Strich aufs Papier bringen, hatte keinen Sinn für Farben und Formen und war meistens stumm vor Bewunderung, wenn einige der Jungs ihre Bilder und Werke präsentierten. Meistens schnitt ich wirklich erstaunlich schlecht ab, auch wenn ich fand, dass meine Ideen mit die besten waren, die es gab. Letztes Jahr erzielte ich einen kleinen Achtungserfolg. Wir beschäftigten uns mit Skandalkunst und sollten selbst ein Werk herstellen, mit dem man einen Skandal auslösen konnte. Meine Idee war, meine Körperflüssigkeiten zu sammeln und, mit Pigmenten vermischt, daraus ein abstraktes Gemälde zu malen. Das war eine schmierige Angelegenheit, es gelang mir aber ganz gut, und als ich das Bild in der Klasse vorstellte, fragten sich alle zuerst, was an den nicht zusammenpassenden Farbklecksen denn so skandalös sein sollte. Als ich das Geheimnis lüftete, blieb meinen Klassenkameraden die Spucke weg. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination verbreitete sich die Neuigkeit über mein Skandalwerk in der ganzen Schule. Besonders, weil ich mit dem Stück eine gewisse Außenwirkung erzielt hatte, gab mir der Lehrer, Herr Goiter, eine Eins minus auf das Bild. Das war die beste Note, die ich jemals für eine Kunstarbeit bekommen hatte. Dieses Jahr allerdings war ich wieder einer der Loser. Wir sollten mehrere Zeichnungen, vor allem Standbilder und Halbakte, anfertigen, die die menschliche Anatomie genau abbildeten. Ich hatte von der männlichen Anatomie schon eine genaue Ahnung, nicht nur aus den Büchern – hatte ich doch die meisten der Jungs schon mal unter der Dusche gesehen, und auch den einen oder anderen Schwengel von Nahem betrachten können. Aber das zu zeichnen fiel mir enorm schwer.

Es war bereits weit nach sechs Uhr abends, als ich endlich fertig war. Mich störte, dass mich unser letztes Kunstprojekt so viel Zeit kostete. Es war ja nur eines der 'kleineren' Fächer und nicht wirklich relevant fürs Abitur. Leider sahen das die Kunstlehrer naturgemäß etwas anders. Hätte mein Lehrer mal richtig Kunst studiert, wäre vielleicht auch was aus ihm geworden. So musste er uns gängeln. Zugegeben, er hatte was drauf, was sein Fach anging. Er konnte aus dem Stand und ohne Vorlage ein Reiterstandbild oder eine griechische Statue zeichnen, und wenn ihm langweilig war, gab er so manche Hilfestellung, die mir selbst nicht selten die Arbeit gerettet hat. So auch heute. Wir sollten ein Modell abzeichnen. Diese Woche war Hannes dran, und der hatte ein ausgezeichnetes Stehvermögen, anders als Simon letzte Woche, der nach einer Viertelstunde in der gleichen Pose mit einem leisen Seufzer einfach in sich zusammengefallen war.

'Ich habe Hannes ausgesucht, weil man an einem trainierten Körper leichter die Proportionen ausmachen kann. Beachtet das Spiel der Muskeln, hier und hier. Hannes, würdest du mal den Ärmel deines T-Shirts etwas … Ja, genau so. Vielen Dank.'

Herr Goiter tätschelte etwas an Hannes herum, das machte er gern, er war immer nervös, wenn er ein gutes Modell gefunden hatte.

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